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Vertrauensarbeitszeit – Definition, Vorteile & Rechtliches

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Vertrauensarbeitszeit ist für viele Unternehmen in Deutschland nicht nur ein flexibles Arbeitszeitmodell, sondern auch ein Zeichen des Vertrauens. Statt jede Minute akribisch zu erfassen, setzen die Arbeitgeber hier auf Vertrauen in ihre Beschäftigten. Sie gehen davon aus, dass diese nicht nur ihre Arbeitszeit eigenverantwortlich gestalten, sondern auch ihre Aufgaben zuverlässig und pünktlich erledigen. Schauen wir uns dieses vertrauensbildende Konzept doch einmal genauer an.

Was verbirgt sich hinter dem Begriff Vertrauensarbeitszeit?

Vertrauensarbeitszeit ist ein modernes und flexibles Arbeitszeitmodell, das vor allem auf gegenseitigem Vertrauen beruht. Wer sich als Arbeitgeber für dieses Modell entscheidet, gibt seinen Mitarbeitern nicht nur die Freiheit, sondern auch das Vertrauen, ihre Arbeitszeit nach eigenem Ermessen und individuell zu gestalten. Konkret bedeutet dies, dass klassische Kontrollmechanismen wie Stechuhren in den Hintergrund treten und häufig sogar ganz auf streng festgelegte Kernarbeitszeiten verzichtet wird. Ein Modell also, das Flexibilität und Verantwortungsbewusstsein verbindet.

Aber wie funktioniert das im Alltag? Statt ständig auf die Uhr zu schauen und genau die Arbeitsstunden zu zählen, konzentrierst du dich auf die Ergebnisse und die Qualität der Arbeit. Du vertraust darauf, dass deine Mitarbeiter ihre Aufgaben und Projekte pünktlich und gewissenhaft erledigen, unabhängig davon, wann und wo sie arbeiten. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass ein Arbeitnehmer morgens später anfängt, dafür aber abends länger arbeitet oder zwischendurch eine längere Pause einlegt, um dann mit frischer Energie weiter zu arbeiten.

Vor- und Nachteile der Vertrauensarbeitszeit

Vertrauensarbeitszeit wird in vielen Unternehmen immer häufiger praktiziert. Doch was sind eigentlich die Vor- und Nachteile dieses Modells? Um dir einen Überblick zu verschaffen, haben wir die wichtigsten Punkte in einer Tabelle zusammengestellt. Wenn du allerdings tiefer in die Materie einsteigen möchtest, findest du direkt im Anschluss zu jedem Punkt eine ausführliche Erklärung.

Vertrauensarbeitszeit Tabelle
Vorteile der Vertrauensarbeitszeit Nachteile der Vertrauensarbeitszeit
Flexibilität für Mitarbeiter Verschwommene Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit
Förderung der Eigenverantwortung Mögliche Überstunden ohne genaue Erfassung
Steigerung der Effizienz Kommunikationsprobleme im Team
Stärkung des Vertrauensverhältnisses Mangelnde Kontrolle für Arbeitgeber
Anpassung an individuelle Bedürfnisse Nicht für alle Rollen geeignet

Vorteile

Betrachten wir nun die Vorteile der Vertrauensarbeitszeit im Einzelnen: 

  • Flexibilität: Vertrauensarbeitszeit bietet den Beschäftigten ein hohes Maß an Flexibilität. Sie können ihren Arbeitstag so gestalten, dass er optimal zu ihren persönlichen und familiären Bedürfnissen passt. Das kann zum Beispiel bedeuten, den Arbeitstag früher zu beginnen, um am Nachmittag mehr Zeit für die Familie oder Freizeitaktivitäten zu haben. Diese Anpassungsfähigkeit kann das allgemeine Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Beschäftigten erheblich steigern und zu einer besseren Work-Life-Balance beitragen.
  • Eigenverantwortung: Das Modell der Vertrauensarbeitszeit basiert auf dem Prinzip des gegenseitigen Vertrauens zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Durch dieses Vertrauen fördert der Arbeitgeber die Eigenverantwortung und Selbstständigkeit seiner Mitarbeiter. Dies kann dazu führen, dass sie ihre Aufgaben mit mehr Engagement und Verantwortungsbewusstsein angehen, da sie wissen, dass ihr Beitrag geschätzt wird.
  • Effizienz: Ein weiterer nennenswerter Vorteil der Vertrauensarbeitszeit ist die mögliche Effizienzsteigerung. Beschäftigte, die ihre Arbeitszeit nach ihren individuellen Leistungsphasen ausrichten können, sind häufig produktiver. Sie können ihre Energie und Konzentration optimal einsetzen und so ihre Aufgaben effektiver und in kürzerer Zeit erledigen.

Nachteile

Werfen wir nun einen Blick auf die Herausforderungen, die mit der Vertrauensarbeitszeit verbunden sind:

  • Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit: Einer der häufigsten Kritikpunkte an der Vertrauensarbeitszeit ist, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen können. Wenn Beschäftigte ständig flexibel arbeiten, kann es schwierig werden, „abzuschalten“. Dies kann zu Überforderung und Burnout führen, wenn nicht aktiv auf klare Grenzen geachtet wird.
  • Mögliche Überstunden: Ohne klare Arbeitszeiterfassung kann es vorkommen, dass Beschäftigte mehr arbeiten, als sie eigentlich müssten. Dies kann zu unbezahlten Überstunden führen, was wiederum rechtliche und ethische Fragen aufwirft.
  • Teamkommunikation: Wenn jeder Mitarbeiter seine Arbeitszeit individuell einteilt, kann es zu Kommunikationsproblemen im Team kommen. Es kann schwierig sein, Besprechungen zu planen oder sicherzustellen, dass alle zur gleichen Zeit verfügbar sind.
  • Mangelnde Kontrolle: Für manche Arbeitgeber kann es beunruhigend sein, nicht genau zu wissen, wann und wie lange ihre Mitarbeiter arbeiten. Dies kann zu Misstrauen führen, wenn nicht klar ist, ob alle ihre Aufgaben wie vereinbart erfüllen.
  • Nicht für jede Rolle geeignet: Während sich einige Funktionen hervorragend für Vertrauensarbeitszeit eignen, gibt es andere, bei denen eine feste Anwesenheit erforderlich ist. Zum Beispiel in Kundenservicefunktionen, wo feste Schichten und Erreichbarkeit erforderlich sind.

Tipps zur Einführung von Vertrauensarbeitszeit

Du denkst darüber nach, Vertrauensarbeitszeit in deinem Unternehmen einzuführen? Eine gute Idee, die jedoch einer sorgfältigen Planung und Umsetzung bedarf. Hier ein paar Tipps, wie du dieses Modell erfolgreich einführst:

  • Klare Kommunikation: Bevor du mit Vertrauensarbeitszeit startest, ist es wichtig, das gesamte Team ins Boot zu holen. Erkläre ihnen das Konzept, die Vorteile und vor allem, was du von ihnen erwartest. Ein offener Dialog schafft Klarheit und beugt möglichen Missverständnissen vor.
  • Feedback als Schlüssel: Die Einführung von Vertrauensarbeitszeit ist ein dynamischer Prozess. Es ist wichtig, regelmäßig Feedback von den Beschäftigten einzuholen. Finde heraus, was gut läuft und wo es vielleicht noch hakt. So kannst du das Modell kontinuierlich optimieren und an die Bedürfnisse deines Teams anpassen.
  • Vertrauen ist das A und O: Im Zentrum der Vertrauensarbeitszeit steht, wie der Name schon sagt, das Vertrauen. Gib deinen Mitarbeitenden den Raum und die Freiheit, ihre Arbeitszeit selbst zu gestalten. Zeige ihnen, dass du darauf vertraust, dass sie ihre Aufgaben gewissenhaft und pünktlich erledigen. Dieser Vertrauensvorschuss kann Wunder wirken und die Motivation und Produktivität deines Teams erheblich steigern.

Fazit

Vertrauensarbeitszeit bietet eine spannende Möglichkeit, Flexibilität und Eigenverantwortung in deinem Unternehmen auf ein neues Niveau zu heben. Durch offene Kommunikation und die Schaffung eines vertrauensvollen Umfeldes kannst du ein Arbeitsklima schaffen, in dem sich deine Mitarbeiter wertgeschätzt und motiviert fühlen. Wenn beide Seiten – Arbeitgeber und Arbeitnehmer – aktiv zusammenarbeiten und aufeinander zugehen, wird dieses Modell zu einem echten Gewinn für alle Beteiligten. Es ist nicht nur eine Frage der Arbeitszeit, sondern auch eine Chance, die Unternehmenskultur positiv zu prägen und gemeinsam zu wachsen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir in diesem Blogbeitrag die männliche Form gewählt.

FAQ

Was versteht man unter Vertrauensarbeitszeit?

Vertrauensarbeitszeit bedeutet, dass Mitarbeitende ihre Arbeitszeit eigenverantwortlich einteilen – ohne feste Zeitvorgaben oder klassische Stundenerfassung. Im Fokus steht das Arbeitsergebnis, nicht die Dauer der Arbeitszeit. Diese flexible Arbeitszeitregelung basiert auf gegenseitigem Vertrauen zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden.

Ist Vertrauensarbeitszeit gesetzlich erlaubt?

Ja, Vertrauensarbeitszeit ist grundsätzlich zulässig, solange die Vorgaben des Arbeitszeitgesetzes (ArbZG) eingehalten werden. Allerdings hat der EuGH im Jahr 2019 entschieden, dass Arbeitgeber zur systematischen Arbeitszeiterfassung verpflichtet sind. Das bedeutet: Auch bei Vertrauensarbeitszeit muss dokumentiert werden, wann und wie lange gearbeitet wurde – z. B. per App oder digitaler Zeiterfassung. Das Modell bleibt erlaubt, muss jedoch mit einer rechtskonformen Zeiterfassung kombiniert werden.

Muss ich bei Vertrauensarbeitszeit Arbeitszeiten erfassen?

Ja. Spätestens seit dem EuGH-Urteil von 2019 und dem nachfolgenden Urteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG) von 2022 ist klar: Arbeitgeber müssen auch bei Vertrauensarbeitszeit eine verbindliche Zeiterfassung einführen. Die Form ist flexibel – wichtig ist die lückenlose Dokumentation der tatsächlichen Arbeitszeit.

Welche Vor- und Nachteile hat Vertrauensarbeitszeit?

Vorteile:
– Hohe Flexibilität und Eigenverantwortung
– Verbesserte Work-Life-Balance
– Gesteigertes Vertrauen zwischen Team und Führung
Nachteile:
– Gefahr von Selbstausbeutung oder unbezahlten Überstunden
– Geringere Kontrollmöglichkeit für Führungskräfte
– Schwierigkeiten bei Transparenz und Abgrenzung
Die Kombination mit digitaler Zeiterfassung hilft, rechtliche Vorgaben und Mitarbeiterwohl unter einen Hut zu bringen.

Für welche Berufe ist Vertrauensarbeitszeit geeignet?

Vertrauensarbeitszeit eignet sich besonders für wissensbasierte Tätigkeiten, z. B.:
Projektarbeit
– IT und Softwareentwicklung
– Marketing und Kreativberufe
– Forschung und Beratung
Weniger geeignet ist sie für produktionsnahe Tätigkeiten oder Schichtarbeit, bei denen Anwesenheit und feste Zeitfenster wichtig sind.

Wie kann ich Vertrauensarbeitszeit in meinem Unternehmen einführen?

Die Einführung erfolgt idealerweise durch:
1. Klare Ziel- und Ergebniserwartungen
2. Vertragliche Regelung oder Betriebsvereinbarung
3. Digitale Tools zur Zeiterfassung
4. Schulung der Führungskräfte und Teams
Wichtig ist: Auch bei Vertrauensarbeitszeit bleibt der Arbeitgeber verantwortlich für die Einhaltung der Arbeitszeitgesetze.

Was sagt der EuGH zur Vertrauensarbeitszeit?

Der EuGH hat 2019 entschieden, dass Unternehmen verpflichtet sind, objektive, verlässliche und zugängliche Systeme zur Arbeitszeiterfassung einzuführen. Dieses Urteil betrifft auch Vertrauensarbeitszeit: Die reine „Vertrauenslösung ohne Nachweis“ reicht nicht mehr aus. Arbeitgeber müssen sicherstellen, dass Arbeitszeiten nachvollziehbar dokumentiert werden – unabhängig vom Modell.

Ist Vertrauensarbeitszeit noch zulässig?

Ja – solange die Arbeitszeit ordnungsgemäß erfasst wird. Vertrauensarbeitszeit bleibt erlaubt, aber nicht ohne Zeiterfassung.

Kann man bei Vertrauensarbeitszeit Überstunden aufbauen?

Ja, auch bei Vertrauensarbeitszeit können Überstunden entstehen, insbesondere wenn Ergebnisse über Anwesenheit gestellt werden. Deshalb ist eine gute Transparenz und Erfassung wichtig, um Überlastung zu vermeiden.

Kann Vertrauensarbeitszeit kontrolliert werden?

Ja. Trotz des Namens ist eine Kontrolle über digitale Zeiterfassungstools möglich und gesetzlich vorgeschrieben. Kontrolle heißt nicht Misstrauen, sondern Rechtssicherheit und Fairness.

Ist Vertrauensarbeitszeit Gleitzeit?

Nein – bei Gleitzeit gibt es oft feste Kernarbeitszeiten und eine Stundenkontrolle. Vertrauensarbeitszeit ist freier und ohne feste Vorgaben, aber trotzdem an gesetzliche Rahmenbedingungen gebunden.

Autor: Emma